Julian Charrière & Julius von Bismarck
I Am Afraid

3. Apr. – 11. Mai 2019
Sies + Höke, Düsseldorf

Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Archival pigment print on Hahnemühle Photo Rag Baryta
99,5 x 177 cm
Edition of 3 + 2 AP
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Archival pigment print on Hahnemühle Photo Rag Baryta
Edition of 3 + 2AP
110 x 165 cm
112,8 x 167,8 cm (framed)
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Archival pigment print on Hahnemühle Photo Rag Baryta
154 x 110 cm
Edition of 3 + 2 AP
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Archival pigment print on Hahnemühle Photo Rag Baryta
110 x 165 cm
112,8 x 167,8 cm (framed)
Edition of 3 + 2 AP
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn; alexander levy, Berlin; Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Achim Kukulies, Düsseldorf

Du kennst doch diese Steinbrücken, die unter Naturschutz stehen.

Ja“.

Gut. Wir dachten uns, so eine müsste man mal sprengen“.

Vor zehn Jahren lernen sich Julius von Bismarck und Julian Charrière während des Studiums bei Olafur Eliasson an der Universität der Künste in Berlin kennen. Seitdem sind sie Freunde und teilen sich ein Atelier. Seitdem sind sie beide zu international sehr erfolgreichen Künstlern geworden. Ihr Werk ist riesig, vielfältig, in großen Ausstellungen gezeigt und mehrfach ausgezeichnet worden. Und seit ihrem ersten Gemeinschaftswerk „Some pigeons“ im Jahr 2012 arbeiten sie gelegentlich auch als Duo an ganz besonderen künstlerischen Projekten.

Von eben erwähnten venezianischen Tauben, die, mit Lebensmittelfarben besprüht, in Paradiesvögel verwandelt wurden, über ein nuklear verseuchtes Gebiet, das sich in den Augen von Wildtieren spiegelt, bis hin zu Bergen, Kratern und Dschungeldickicht, das die Künstler mit großem Aufwand mit Graffiti beschriften – die Werke von Julian Charrière und Julius von Bismarck denken überraschend und verspielt über das Verhältnis von Mensch und Natur nach.

Anlässlich der ersten Ausstellung der beiden als Duo, die alle bisherigen gemeinsamen Werke zeigte und Ende 2018 im Kunstpalais in Erlangen eröffnete, entstand die mehrteilige Arbeit „I must ask you to leave“. Als die beiden mir als Kuratorin jener Ausstellung von ihrem eingangs zitierten Vorhaben berichteten, schaute ich sie mit Sicherheit ersteinmal entgeistert an. Schluckte. Fragte mich, worauf ich mich da nur eingelassen hatte. Ich sollte also einen Haufen städtisches Museums- und deutsches Kulturfördergeld ausgeben, um in den USA Naturmonumente zu sprengen? Wann hatten sich die beiden so radikalisiert? Gleichzeitig ahnte ich auch, dass das nicht sein könnte. Dass die beiden ja vor allen Dingen die Natur lieben und dass ihre Kunst viel tiefer geht als ein großer Knall irgendwo in der Wüste. Und tatsächlich kam im selben Moment, in dem ich das alles dachte, schon das erleichternde: „Aber das machen wir natürlich nicht“ von Julian. Julius ergänzte: „Wir bauen die Naturmonumente nach. Und sprengen dann die.“

Drei Schritte umfasst das Projekt:

1. Mehrere Naturmonumente in natürlicher Umgebung in Originalgröße nachbauen lassen, jedes Detail dabei filmisch festhalten.

2. Sprengen der nagelneuen, menschengemachten Naturmonumente, filmen und fotografieren.

3. Die mit der Handykamera gefilmten Videos von den Sprengungen anonym ins Internet stellen und warten, was passiert.

So simpel sich das anhört, so spektakulär und ergreifend ist das, was man in der Ausstellung bei Sies + Höke nun sieht.

Da wäre zunächst der Bau der Naturmonumente, der eindrucksvoll filmisch dokumentiert ist und als fertiges Video „I must ask you to leave“ in bombastischem Dreikanal den schier unfassbaren Aufwand zeigt, den ganze Brigaden von Menschen treiben mussten, nur um etwas zu bauen, das anschließend so täuschend echt aussieht, als hätte es die Natur ganz ohne menschliches Zutun geschaffen. Wir sehen Arbeiter Styropor zurechtschneiden, Metallarmierungen bauen, Zementsäcke wuchten, ganze künstliche Felsen an Seilen in glühender Hitze aufrichten. Lange braucht man als Betrachter, bis man ahnt, was all diese Menschen in der beeindruckenden Landschaft da tun - und kann doch von Anfang an den Blick nicht abwenden. Wenn sie schließlich da stehen, die Steinbrücke, die nur durch Erosion entstanden zu sein scheint, das Paar pilzförmiger Felsen, die hoch aufragende, phallusförmige Bergspitze, kann man es kaum fassen, dass man gerade noch Arbeiter beobachtet hat, die all das gebaut haben.

Der Moment der Sprengung schließlich kommt im Film nicht vor, ist jedoch in großformatigen Fotografien messerscharf festgehalten. Die Schönheit und Perfektion dieser scheinbar naturbelassenen Monumente und die schockierende Gewalt und Endgültigkeit des offenbar menschlichen Eingriffs wirken gleichzeitig und gleich stark auf den Betrachter ein.

Den dritten Teil von Exponaten in der Ausstellung „I am afraid“ machen schließlich die auf mehreren Videomonitoren gezeigten Reaktionen der internationalen Presse auf die viralen Videos der Sprengungen aus. Vor allem amerikanische Fernsehsender und Zeitungen zeigten und beschrieben die Videos, mutmaßten über mögliche Standorte der zerstörten Monumente und befragten Experten. Bald schon kamen die Medien zu dem Schluss, dass es sich bei den Videos nur um Fakes handeln konnte. Digitale Animation. Von Profis auf jeden Fall. Niemand hatte die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die Monumente tatsächlich real existiert hatten - nicht naturgewachsen, sondern menschengemacht, zu dem alleinigen Zweck, gesprengt zu werden. Zu dem Zweck, genau die Fragen aufzuwerfen, die die Ausstellung ästhetisch wie inhaltlich so eindringlich stellt. Es ist ein gigantisches Märchen über die Hybris des Menschen in seinem ewigen Kampf gegen die Natur, das einen beeindruckt und nachdenklich zurücklässt.

Text: Amely Deiss

About Julian Charrière

Charrière's work is a blend of conceptual explorations and poetic archaeology which includes performances and photographs as well as installations.

About Julius von Bismarck

In his works Julius von Bismarck explores people’s ability to perceive, and he uses the laws of physics to challenge the way we are used to seeing things.

Artworks

Parallel Exhibition