Peppi Bottrop
Dream on

3. Sept. – 15. Okt. 2022
Sies + Höke, Düsseldorf

Copyright the artist; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Tino Kukulies, Düsseldorf

Sies + Höke freut sich mit Dream on die zweite Ausstellung von Peppi Bottrop zur DC-Open, der gemeinsamen Saisoneröffnung der Galerien in Düsseldorf und Köln, zu zeigen. Zu dieser Ausstellung wird ein neuer Katalog erscheinen.


WERDEN DES VERGÄNGLICHEN
Peppi Bottrop im Gespräch mit Christian Malycha

»Dream on«, »Träum’ weiter« … Bittersüße Ironie oder doch Hoffnung?
Träumen ist immer Zukunft. Sing for the tears.

Wer träumt? Du? Deine Bilder? Wir?
Wir - von Bildern.

In den vergangenen 10 Jahren hast Du Dich von den frühen geometrischen Chiffren und Diagrammen über vegetabile und landschaftliche Konstellationen zu immer körperlicheren Bildern gebracht. Der raumbildende Charakter Deiner Zeichnung artikulierte sich immer stärker und klarer. Wie kam das?
Mehr Straßen. Mehr Träume. Viele Bilder. 10 Jahre sind eine lange Zeit. Mein Raum hat sich verändert. Der Raum der Gesellschaft ist ein anderer und das Raumbildende selbst muss sich ja immer wieder selbst befreien. So verändern sich auch die Bilder. Einfache geometrische Formen haben mir den Raum erschlossen und jetzt habe ich die Sprache, selbst den Raum zu verändern und zu nutzen.

Du verwendest Kohle, Graphit, Ruß, aber auch Acryl. Gebrochene, trockene Farben und kräftige, satte. Selbst die Töne spiegeln dies. So spröde, verletzlich und brandig wie robust und tief schimmernd. Als bräuchten Licht und Dunkel einander. Kein Werden ohne Vergehen?
Vielleicht geht es gar nicht so sehr um den Kontrast, um das Gegen-Einander – schimmerndem Ruß oder Kohle auf Leinwand –, sondern die Vertiefung des Dunklen und aller Lichter im Traum. Die Addition, die Wiederholung der Linie, die Pluralität ist für mich in der Tonalität und Schattigkeit auch Farbe. Das meinst du wahrscheinlich mit spröde und verletzlich. Eine eigene Ordnung. Die metallischen Farben und vor allem der Rost sind kein Zeichen, keine Markierung von direkter Zeitlichkeit, also Vergehen, Werden. Ist aber schon richtig, dass es ohne Vergehen kein Werden gibt. Nur ist das nicht die ganze Geschichte der Bilder. Vielmehr geht es um das Werden des Vergänglichen. Ein Rohstoff. Ein Glitzer Metall.

Alles geschieht auf Deinen Bildern zur selben Zeit. Ornamentaler Rapport und geometrische Setzung. Fülle und Leere. Freizügige Farbe und gefasste Konturen. Kontinuierlicher Fluss und unterbrechende Störung. Aufbau und Abbruch. Brauchen individuelle Möglichkeiten ihr Gegenteil, um sich voll zu entfalten?
Und wieder denke ich, dass es nicht um Gegenteile geht. Jeder Fluss braucht seine Störung, das ist ja das Schöne. Die Gleichzeitigkeit ist jedoch etwas, das mich sehr interessiert. Das Nebeneinander und Übereinander - Konfrontation und Aufhebung, bis hin zur Unterbrechung. An dem Punkt herrscht hoffentlich ganz flüchtig Gleichzeitigkeit. Ein Anderes brauchen individuelle Möglichkeiten bestimmt.

In ihrem Zusammenspiel — dem gemeinsamen Steigen, Sinken, Stocken, Rauschen, Sich-Verschließen und -Öffnen — bringen die einzelnen Gesten, Farbzüge und Versatzstücke das Bild überhaupt erst hervor. In diesem prozessualen Raum trifft uns Dein zeichnerisches Vokabular und wird erfahrbar. Wir nehmen Teil an der schwingenden Eigenbewegung, die an kein Ende zu kommen scheint. Unvergänglich gehalten. Wir spüren diese fragile Balance für die Dauer eines Blickes … bevor Du sie wieder aus der Erscheinung wischt.
Schön. Weil die Dauer eines Blickes, das Flüchtige ist. Aber das sollte ausreichen. Die Eigenbewegung ist ein gutes Wort. Vielleicht dem Traum verwandt. Sie markiert einen eigenen Raum - einen prozessualern Raum -, in dem alles gehalten wird. Eigenbewegung, zeigt dann auch immer etwas von Freiheit.

Emily Segal spricht von der »Modulation«, die unverbundenen, bedeutungslosen Handlungen einen Zusammenhang oder temporären Sinn gibt. Kannst Du mit dem Begriff etwas anfangen?
Nein, nicht wirklich. Ist das Temporäre dasselbe wie flüchtig? Ich kann insofern nicht so viel damit anfangen, als dass für mich nichts am Sinn temporär ist. Er erscheint nur flüchtig. Alle Handlungen bedeuten etwas in ihrem Zusammenhang.

Ganz elementar sind Deine zeichnerischen Figuren wie Stéphane Mallarmés »écriture corporelle« absolute, bloße Linien. Eine Körperschrift oder ein körperliches Ornament, jedoch ohne dabei einen eigenen Körper zu besitzen. Deine Linien, Deine Striche schreiben sich selbst. Das wäre vielleicht das Figürliche an ihnen?
Zumindest weiß ich, dass die Striche und Linien sich nicht von alleine schreiben. Dass sie sich Dir aber mit dieser Leichtigkeit zeigen, freut mich. Wenn sie tanzen, sind sie auch durchaus figürlich.

Motivisch gibt es allerdings doch Andeutungen und flüchtige Erscheinungen. Pflanzen, Blüten, Nachtschattengewächse. Heilung, Rausch, Verheerung. Dann sind da Sterne, Lettern, Embleme, phantomhafte Gesichter, Augen. Woher diese Ambivalenzen?
Ich war selbst überrascht von der floralen Note in den neuen Bildern. Ein bestimmter Drang nach Körperlichkeit oder organischem Volumen. Bestimmtheit in der Kontur. Vielleicht wieder Vergänglichkeit, Zersetzung. Die Schönheit des Flüchtigen. Es hat sich ganz einfach entwickelt. Ich habe selbst dabei zugeschaut ... Nachtschattengewächse passen ganz gut.

Und Deine Bildtitel … care to explain?
Nope.

Copyright the artist; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Tino Kukulies, Düsseldorf
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About Peppi Bottrop

Peppi Bottrop (*1986) formulates a distinctive visual language that shifts between constructivism and deconstructivism, between figuration and abstraction.

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