Jonathan Meese
AMAZONENGOLD de LARGE

23. Apr. – 22. Mai 2021
Sies + Höke, Düsseldorf

Copyright the artist; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Simon Vogel, Cologne
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Copyright the artist; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Simon Vogel, Cologne
Copyright the artist; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Simon Vogel, Cologne
Copyright the artist; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Simon Vogel, Cologne
Copyright the artist; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Simon Vogel, Cologne
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Copyright the artist; Sies + Höke, Düsseldorf; Photo Simon Vogel, Cologne
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Jonathan Meese (geb. 1970 in Tokio) ist bekannt für sein umfangreiches Werk, das Gemälde, Installationen, Performances und Skulpturen umfasst. In allen Gattungen hat er ein eigenständiges und einzigartiges Vokabular entwickelt, das seinem Werk eine Vielfalt, visuelle Energie und Qualität verleiht, angetrieben und getragen von einem Streben nach einer Regel der Kunst, der Diktatur der Kunst. Für AMAZONENGOLD de LARGE, der siebten Einzelausstellung bei Sies + Höke, hat der Künstler in den letzten Monaten neue Gemälde und Skulpturen aus Keramik und Bronze geschaffen.

Meese beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Keramik – eine der ältesten Kulturtechniken überhaupt. Dabei ist ihm das spontane Arbeiten mit einem flexiblen Material, das ein unablässiges Ändern und Ergänzen erlaubt, besonders wichtig. Genauso wie auch bei seiner Malerei, seinen Collagen, Assemblagen und Readymade-Skulpturen entstehen die Keramikskulpturen in einem unablässigen, oft eruptiven Imaginationsfluss.

Fast alle der neuen Skulpturen sind Masken. Manche sind wie die ceramic-vessel soldiers (2005-2010) aus zylindrischen Gefäßformen entwickelt, mit groß aufgerissenen Augen und Mündern, die Fläche des Tons glatt oder wild mit dem Daumen eingedrückt, der obere Rand zuweilen in einzelnen Lappen heruntergeklappt. Andere sind zu skulpturalen Köpfen von Hybridwesen mit Insektenaugen und Schlappohren mutiert. Manche haben Narben: „Das sind Kämpfer“, erklärt der Künstler. Eine Keramik orientiert sich mit orangefarbener Glasur und groß ausgeschnittenen Augen und Mund unverkennbar an den Kürbismasken zu Halloween. Auch dort, wo man unwillkürlich an Voodoo-Kult denkt, bestätigt Meese die Assoziation:

"Na klar, als ich an dieser Maske arbeitete, habe ich an den James-Bond-Film Live and Let Die gedacht."

Voller Experimentierlust probiert Meese aus, was die Keramik ihm alles ermöglicht. Während bei einigen Masken, die ohne Glasur blieben, nur die Augen mit Spritzern oder Tränen aus Gold, neuerdings auch aus Platin akzentuiert sind, überlagern sich bei anderen die gebrannten Farben in dicken Schichten. Wie der expressive, zuweilen ekstatisch spontane Maler, der er auf der Leinwand ist, trägt Meese auch die Glasur mit schneller Geste auf den Ton auf.Es geht ihm nicht um perfekte Oberflächen wie in der klassischen Töpferkunst, sondern die Skulptur wird neben ihrer eigenen Aussage und ihrem Volumen im Raum zum Medium der Malerei. Beides ist voneinander nicht zu trennen. „Skulptur und Malerei befruchten sich gegenseitig. Das ist Transformierung“, sagt Meese dazu. Einige Skulpturen, etwa ein Alien-Wesen mit Greifzangen-Kopf und emporragendem Penis, bleiben völlig unglasiert und sind dafür mit raschen Linien übersät, bei anderen werden Glasurflächen von zeichnerischen Elementen ergänzt.

Die keramischen Masken führen uns zu einem Kern seiner Kunst, der seit jeher eine zentrale Rolle spielt: „Für mich ist Kunst ein Maskenspiel. Ich kann ohne Maske gar nicht leben“, sagt er. Mit der Corona-Pandemie und der Tatsache, dass gerade alle Menschen auf dem Globus medizinische Masken tragen, hat das nichts zu tun. In einem Interview, dass er unlängst mit dem „Whitehot Magazine“ führte, erläuterte es Meese so:

„Ohne Masken sind wir absolut hilflos im Umgang mit der Realität. Wir wären Sklaven unseres beschränkten Egos, wir wären einfach nur Mitläufer, Reality-Zombies.“

Wir wären Sklaven unseres beschränkten Egos, wir wären einfach nur Mitläufer, Reality-Zombies.“ Für Meese sind Masken „unser Schutz“ und „unser Potenzial“ gegenüber Ideologien, Diktaturen, Terror und allem Bösen. Den menschlichen Übeln hält er die Diktatur der Kunst entgegen, die allein er in seinem Erzland gelten. Es ist die Welt seiner Fetischfiguren, von Legenden und Mythen, fiktiven Helden und Antihelden wie von realen Menschen, die Geschichte machten: Von Echnaton und Nofretete über Caligula, Tarantula, Napoleon, Mr. Spock, Goldfinger, Zorro bis zu Ahab oder Snoopy.

Neben den Keramiken, werden auch neue Skulpturen aus Bronze gezeigt. Seit 2003 formt Meese plastische Arbeiten aus Modelliermasse, die in der Berliner Gießerei Noack in Bronze gegossen werden. Mit rund 100 Arbeiten, teilweise bis zu drei Meter hoch, ist es ein bedeutender Komplex in seinem Schaffen geworden. „Bronzen sind total zeitlos, das hat mich immer fasziniert“, sagt der Künstler. Auch dies übrigens eine uralte, prähistorische Technik, die bis ins dritte Jahrtausend vor Christus zurückreicht. Urkunst wie die Keramik.

Mit Hilfe der Keramik wie der Bronze macht Meese die Maske zur Skulptur, zum taktilen Objekt, aber auch zum realen Gegenstand, den man sich verhüllend vor das Gesicht halten kann. Die Maske ist „echte“ Maske und zugleich Abbild der Maske. Wir befinden uns, um es in Meeses Sprache auszudrücken, im Erzland der totalsten Maske.

About Jonathan Meese

In his paintings, sculptures, and performances Jonathan Meese explores such themes as revolution, the failures of ideology, and the role and power of art.

Artworks

Parallel Exhibition